Schizophrenie und Therapie seelischer Erkrankungen

Schizophrenie und Therapie seelischer Erkrankungen
Schizophrenie und Therapie seelischer Erkrankungen
 
Zu den Psychosen gehört auch die Schizophrenie. Bei dieser psychischen Erkrankung, deren Ursache bislang unbekannt ist, kommt es zu Veränderungen des Denkens, der Wahrnehmung und der Stimmungs- und Gefühlslage.
 
 Verlust der Realität
 
Es ist den Betroffenen nicht mehr vollständig möglich, zwischen sich selbst und der Umwelt zu unterscheiden und es kommt zu einer Störung oder gar einem Verlust des Realitätsbezugs. Ihr Gefühlsleben ist äußerst widersprüchlich bzw. zerrissen; so können Lachen und Weinen eng zusammenliegen. Von der Umwelt wird ihr Verhalten nicht mehr verstanden, auch ihre Äußerungen sind anderen oft kaum mehr verständlich. Nicht selten kommt es zu Wahnvorstellungen, z. B. dem Gefühl, von unsichtbaren Mächten bedroht zu werden, und zu Halluzinationen (z. B. »Stimmenhören«). In manchen Fällen treten zusätzlich motorische Verhaltensstörungen auf, z. B. körperliche Erstarrung, bis zur »Versteinerung« oder wildes Um-sich-Schlagen. Bei der Schizophrenie können akute Krankheitsschübe mit relativ symptomlosen Phasen abwechseln. Die Schübe können Wochen oder Monate dauern, manchmal werden sie auch zum Dauerzustand. Auch in den symptomlosen Phasen sind viele Betroffene nicht mehr in der Lage, ihr altes Leben fortzuführen - häufig sind sie dazu nicht mehr belastbar genug.
 
Die Behandlung besteht in erster Linie in sorfältiger psychotherapeutischer Behandlung und medikamentöser Therapie. Am häufigsten werden Neuroleptika verordnet, die eine beruhigende Wirkung besitzen und Halluzinationen und Wahnvorstellungen eindämmen.
 
 Therapie psychischer Erkrankungen
 
Zu den Säulen der Behandlung psychischer Erkrankungen gehören vor allem die verschiedenen Verfahren der Psychotherapie und die Gabe von Psychopharmaka - auf das zentrale Nervensystem wirkende Medikamente. Mithilfe der Psychotherapie sollen der psychischen Störung zugrunde liegende Konflikte aufgedeckt oder geklärt bzw. dem Betroffenen sein »Fehlverhalten« bewusst gemacht und ihm Mittel zur Verfügung gestellt werden, durch die er in die Lage versetzt wird, es zu ändern. Zu den am häufigsten angewandten Psychotherapien gehören die Gesprächspsychotherapie, die Verhaltenstherapie und die psychoanalytischen Verfahren. Mithilfe der psychoanalytischen Verfahren sollen unbewusste Konflikte aus der Kindheit aufgedeckt und aufgelöst werden, die den Psychoanalytikern zufolge die psychische Störung hervorrufen. Bei der Gesprächspsychotherapie schildert der Betroffene dem Therapeuten seine Probleme aus seiner ganz eigenen Sichtweise. Der Therapeut versucht an den Gefühlen, dem Erlebten teilzuhaben, und spiegelt das, was er aus Äußerungen, Mimik, Gesten usw. wahrgenommen hat, dem Betroffenen wider. Auf diese Weise soll der Betroffene befähigt werden, Konflikte zu erkennen und Lösungen für sie zu entwickeln. Die Verhaltenstherapie hingegen besteht nicht auf der Klärung von Konflikten, hier steht die Bewältigung der Symptomatik im Vordergrund. Sie geht davon aus, dass jedes Verhalten (Gefühle, Handlungen, Überzeugungen) erlernt ist und wieder - zugunsten anderer Verhaltensweisen - »verlernt« werden kann. Unter der Bezeichnung Soziotherapie werden alle Verfahren zusammengefasst, die dabei helfen, dass sich der Patient wieder an seine Umwelt anpassen kann bzw. dass sich seine Umwelt und die Beziehungen zu anderen Personen verbessern. Dazu gehören z. B. die Beschäftigungstherapie und die Familientherapie sowie beratende Maßnahmen.
 
Schließlich gibt es noch die Somatotherapie: Darunter sind alle Verfahren zusammengefasst, die über den Körper auf die Psyche einwirken (z. B. Massagen).
 
Neben diesen Therapieformen werden meist auch Psychopharmaka eingesetzt, die auf das zentrale Nervensystem wirken, indem sie z. B. die Ausschüttung von Botenstoffen beeinflussen. In vielen Fällen werden Psychopharmaka vor der Psychotherapie verordnet, weil es zunächst nur unter Einwirkung dieser Medikamente möglich ist, die Therapie einzuleiten. Meistens verhelfen sie den Patienten zudem zur Linderung ihrer Beschwerden. Zu den Psychopharmaka gehören die Antidepressiva, die in erster Linie bei Depressionen eingesetzt werden, jedoch auch bei Angststörungen (insbesondere Panikattacken) hilfreich sein können. Sie heben die Stimmung und wirken angstlösend. Tranquilizer werden vor allem bei Angststörungen verordnet, denn sie lösen die Angst und wirken beruhigend. Allerdings kann die Einnahme der zur Gruppe der Benzodiazepine gehörenden Tranquilizer unter Umständen auch zur Abhängigkeit führen. Neuroleptika werden zur Behandlung von Halluzinationen und Wahnvorstellungen eingesetzt, die u. a. bei Schizophrenie auftreten können. Weitere Medikamente (z. B. Lithium zur Behandlung von manisch-depressiven Erkrankungen) werden je nach Bedarf verordnet.
 
Siehe dazu auch: seelische Krankheiten: Psychosen

Universal-Lexikon. 2012.

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